IN VIA Augsburg e.V.
Katholischer Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit
in der Diözese Augsburg

Halbes Jahr und voller Einsatz

Einblicke in FIDA & FEDA aus der Sicht einer Projektmitarbeiterin

ScreensEnde Mai feierten wir ein halbes Jahr FIDA & FEDA und der August steht bereits vor der Tür. Etwas abgedroschen, aber wahr: die Zeit fliegt. Was ist also passiert seit meiner Anstellung? Schauen wir uns das Projekt einmal kurz in Zahlen an: neun ehrenamtliche Multiplikator:innen aus vier verschiedenen Ländern, 69 Workshopteilnehmer:innen aus acht verschiedenen Ländern, 16 Schulungen für die Multiplikator:innen, 18 Workshops von Multiplikator:innen für die Zielgruppe, fünf und mehr monatliche Teamtreffen für Gruppenbildung und Austausch,12 Online-Treffen mit unseren Kolleginnen in Bielefeld und 113 getrunkene Tassen Kaffee.


Wer und was steckt hinter diesen Zahlen?

Wir standen als Projekt vor ganz schön großen Herausforderungen, nicht nur pandemiebedingt. Es galt eine stabile Gruppe von Multiplikator*innen mit eigener Migrationsgeschichte für das Projekt zu gewinnen. Menschen, die bereit sind ehrenamtlich an Schulungen teilzunehmen und ihr Wissen in Workshops an ihre Zielgruppe weiterzugeben – ebenfalls unter erschwerten Bedingungen, da zunächst alles online stattfand. Schließlich fanden wir sie oder sie fanden uns. Neun wunderbare, vielfältig interessierte Multiplikator:innen, die gemeinsam mit meiner Kollegin und Projektleitung Elvira Friebe und mir das diesjährige FIDA & FEDA-Team bilden. An dieser Stelle noch einmal ein großes, herzliches Dankeschön an euch alle!

 

Was wir gemeinsam lernen

Sich - auch in Online-Räumen - auszutauschen, miteinander zu diskutieren und ein Gruppengefühl zu entwickeln. Aktuelle und sehr persönliche Themen wie (Inter)kulturelles, Bildung und Gleichberechtigung oder auch Selbstorganisation, Ehrenamtsstrukturen und die Beratungslandschaft in der Diözese Augsburg wurden besprochen und bewegt. Zudem finden regelmäßige Reflektionsgespräche mit allen Multiplikator:innen statt, auch um aufkommenden Fragen und Unsicherheiten zu begegnen.

Für mich als neue Mitarbeiterin im Projekt und völlig neu bei IN VIA Augsburg e.V. war es ein Start der etwas anderen Art. Ich begann aufgrund der Coronasituation im Januar im Homeoffice und war somit vor neue Herausforderungen im Arbeitsalltag gestellt. Folgende Fragen waren meine ständigen Begleiter: Wie lerne ich Menschen (Multiplikator:innen und Mitarbeitende) kennen, wenn ich sie nicht oder kaum persönlich treffen kann? Welche Formen des Kontakts sind dennoch möglich und nötig, um sich als Team zu begreifen? Wie funktioniert Nähe und Beziehungsaufbau auf die Distanz? Und, ups, wie geht das eigentlich genau mit diesen ganzen Videocalls und Online-Schulungen? Zudem war es wichtig, mir eine eigene Arbeitsstruktur schaffen und mich nicht von anderen Dingen ablenken… oh, guck mal, eine Fliege! … zu lassen.

Und auch wenn ich den persönlichen Kontakt nach wie vor am meisten schätze und definitiv nicht missen will, so habe ich gelernt, dass Online-Treffen mit unserem Multiplikator:innen-Team einen großen Vorteil darstellen, da von überall aus teilgenommen werden kann. Sei es aus Landsberg am Lech, dem Augsburger Umland, einem WG-Zimmer oder auch mal von unterwegs aus. Ich empfinde insbesondere den Raum für persönlichen Erfahrungsaustausch als wertvoll und freue mich immer, wenn wir uns gegenseitig neue Perspektiven aufzeigen oder es Aha-Momente gibt, die zum Nachdenken anregen. So gelang es beispielsweise einem Multiplikator der Gruppe jüngst in unserem Tagesworkshop für Teambuilding aufzuzeigen, weshalb viele Migrant:innen in Deutschland viel Wert auf eine gute finanzielle Absicherung legen. Wenn in vielen Herkunftsländern eine gute Ausbildung teuer ist und zum Beispiel staatliche Hilfe bei Arbeitslosigkeit entfällt, dann wird klar, weshalb es vielen Menschen wichtig ist finanziell möglichst gut aufgestellt zu sein und einen Bildungsweg einzuschlagen, der sich möglichst im Geldbeutel bemerkbar macht.

 

Welche Wirkung kann FIDA & FEDA haben?

Gesamtgesellschaftlich betrachtet ist hervorzuheben, dass bei FIDA & FEDA ein Multiplikator:innen-Team zum Einsatz kommt, das selbst Migrationsgeschichte(n) mitbringt. Sie verfügen somit über ähnliche Erfahrungen wie die Workshopteilnehmenden und sind zudem sprachlich und kulturell näher an ihnen als wir beiden Hauptamtlichen es sind. So fungieren sie als wertvolle Ansprechpersonen und gewissermaßen auch als Kulturmittler:innen. Große Chancen sehe ich außerdem in der Kompetenzorientierung des Projekts. Menschen mit Migrationsgeschichte werden häufig aus einer Defizitperspektive betrachtet, die darauf abzielt wahrgenommene „Schwächen“ zu beseitigen. FIDA & FEDA hingegen legt den Fokus klar auf den großen Erfahrungsschatz von Migrant:innen und auf die immense Bedeutung in der Integration von neu zugewanderten Menschen. Da wir großen Wert auf Wissenstransfer und Netzwerkarbeit legen, können Integrationsprozesse begleitet durch Coachingmaßnahmen nachhaltig  vorangetrieben werden.

 

Kleiner Ausblick

In den Sommermonaten liegt der Schwerpunkt verstärkt auf Workshops, die die Multiplikator:innen für die Zielgruppe geben. Unsere Coachingmaßnahmen sowohl für die Multiplikator:innen als auch für die Zielgruppe sollen trotz aller Herausforderungen nicht zu kurz kommen. Zusätzliche und bedarfsorientierte Angebote möchten wir in den nächsten Monaten schaffen. Und was darf natürlich auch nicht fehlen? Endlich wieder Treffen in Präsenz stattfinden zu lassen! Ob ein Treffen im Biergarten, ein ganzer Tag Teambuilding oder hoffentlich bald eine erste Schulung gemeinsam in einem Raum – ganz ohne Bildschirm, was den Gestaltungsspielraum für uns alle erweitert und die Beziehungsarbeit auf eine andere Ebene bringt. Ich bin neugierig, auf das was kommt, wie sich das Projekt insgesamt in den besonderen Zeiten wie diesen entwickeln wird und vor allem wir als Team.

Text: Anne Caren Schubert


Dieses Projekt wird aus Mitteln des Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds kofinanziert.


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