IN VIA Augsburg e.V.
Katholischer Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit
in der Diözese Augsburg

„Liebe ist ein Tisch, auf dem alles andere wachsen kann“

Eindrücke aus dem Eltern- und Erziehungstraining (18.09.21) mit Referentin Martina Reutter

BlumenstraußNach einer kurzen Vorstellungsrunde, tauchen wir direkt tiefer in das Thema des Tages ein. Zum Einstieg vergleicht die Gruppe ihre ganz persönlichen Vorstellungen von Erziehung und spricht über damit verbundene Werte und Ziele. Die Referentin Martina Reutter führt uns anhand des „Blumenstraußes der Erziehungsvorstellungen“ (siehe Abb.) näher an das Thema heran: Werte, auf die sich die Gruppe leicht einigen kann, werden in die „Vase“ des Blumenstraußes geschrieben. Werte, die nicht alle teilen, werden in Form von Blumen visualisiert. In Erinnerung geblieben ist mir besonders, dass plötzlich „Liebe“ als gemeinsame Basis auftaucht, die in Form eines Tisches Ausdruck findet, der so in der Übung eigentlich nicht vorgesehen ist. Liebe wird als wichtige Grundlage wahrgenommen - als ein „Tisch“ auf dem alles Weitere gut wachsen und gedeihen kann, wenn er stabil genug ist.


Es kommen viele Fragen auf, die wir gemeinsam diskutieren: Haben wir alle das gleiche Verständnis von Respekt und Höflichkeit oder definiert das nicht jeder Mensch anders? Wie kann ich den Wert „Höflichkeit“ leben und dennoch durch ein „Nein“ klare Grenzen setzen und dies auch Kindern näherbringen?

Auch für weiterführende Fragen der Multiplikator:innen nahm sich die Referentin gerne Zeit: In den Zielgruppen der Multiplikator:innen taucht häufiger die Angst vor dem Jugendamt auf. Groß ist die Sorge, dass Kinder sehr schnell aus Familien genommen werden. Martina Reutter begegnet dieser Angst mit viel Einfühlungsvermögen und klaren Fakten: Kinder werden nicht vorschnell aus Familien genommen. Dies ist der letzte Schritt und geschieht nur dann, wenn das Kindeswohl stark gefährdet ist. Frau Reutter geht an dieser Stelle zudem auf die sogenannten Hilfen zur Erziehung ein – wichtige Unterstützungsangebote, die das Jugendamt leisten kann.

Auch theoretischer Input von Frau Reutter kommt nicht zu kurz.
Kultur nicht schlicht als Landeskultur zu begreifen, sondern den Blick dahingehend zu öffnen, dass es Familien- und Einrichtungskulturen gibt, die unser Denken, Handeln und unsere Erziehungsvorstellungen stark beeinflussen.

Martina Reutter schildert ein paar Tage nach dem Eltern- und Erziehungstraining ihre Eindrücke: „Das Interesse und die Bereitschaft, sich mit unterschiedlichen Erziehungsvorstellungen auseinanderzusetzen, war auch im Online-Format bei allen Beteiligten zu spüren. Mehrmals verweilten wir in der Diskussion bei dem Gedanken, wie herausfordernd es für Eltern ist, wenn Kinder deren Werte oder Erziehungsziele nicht annehmen. Das Gespräch über die verschiedenen familienkulturellen Bezüge, in denen Väter und Mütter ihre Erziehungsvorstellungen entwickeln, war auch für mich als Moderatorin bereichernd und inspirierend.“

Wenn auch nicht wörtlich, so möchte ich doch zum Schluss noch die Worte einer Multiplikatorin teilen: „Unsere Kinder wachsen quasi in einer dritten Kultur auf. Irgendwo zwischen der Herkunftskultur und der „deutschen“ Kultur. Die Herausforderung ist es, sich in verschiedenen Kulturräumen zurechtzufinden und zuhause zu fühlen.“

Text: Anne Caren Schubert


Die Veranstaltung Eltern- und Erziehungstraining ist eine von 20 Modulen im Projekt FIDA & FEDA Frühe Integration von Drittstaatsangehörigen. Dieses Projekt wird aus Mitteln des Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds kofinanziert.

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